Jena, Weimar, Erfurt: Ostern in Thüringen
Planung
Die letzten beiden Jahre waren wir zu Ostern im Ausland: Vor zwei Jahren wollten wir zunächst nach Brüssel, was wir aber kurzfristig umschmeissen mussten und was uns ins schöne Zagreb führte. Letztes Jahr waren wir in Kiew, was mir so gut gefallen hat, dass ich dieses Jahr gleich wieder gehen werde. Unser ursprünglicher Plan war es eigentlich, über Ostern nach Belgrad zu fliegen, aber die Flüge lagen sehr deutlich über den Durchschnittspreisen, sodass wir uns dagegen entschieden und Belgrad erst in 5 Wochen einen Besuch abstatten.
Wegen der allgemein hohen Preise für alle Destinationen entschieden wir uns dafür, mit der Bahn innerhalb Deutschlands zu bleiben und Jena, Weimar sowie Erfurt einen Besuch abzustatten. Auch hier waren die Tickets nicht die billigsten, aber mit Bahncard 25 für 35,90 Euro nach Jena zu fahren ist ok. Für einen Tag sind wir von Jena aus nach Weimar gefahren um dann zuletzt noch für zwei Nächte in die größte Stadt unseres Trips zu fahren: Erfurt. Von Erfurt kostete die Fahrkarte zurück nah Ulm mit Bahncard 25 dann 54,20 Euro.
Übernachtungen hatten wir in Jena und Erfurt gebucht. In Jena sind für 55 Euro für eine Nacht im Doppelzimmer in einem Hostel inkl. Frühstück untergekommen. Dank einer Bonusaktion von Booking werden uns davon aber wieder 25 Euro auf der Kreditkarte gutgeschrieben.
Danach nutzten wir erstmalig eine Unterkunft über Airbnb. In Erfurt kosteten uns zwei Nächte zu zweit 50,25 Euro. Ich hatte hatte schon einen Account und konnte damit Varya werben, womit sie eine Gutschrift über 15 Euro erhielt.
Da ich sowohl in Jena als auch Weimar jeweils einen alten Freund habe, hatte ich den Trip nicht zu akribisch geplant, sondern setzte auf die Insiderinformationen zweier Locals.
Für einen Trip innerhalb Deutschlands und für nur drei Nächte gab es keine Besonderheiten beim Packen. Nach dem Trip nach Bukarest kürzlich hatte ich zum zweiten Mal das Tablet und die externe Bluetooth-Tastatur eingepackt, um wieder tagesaktuell Notizen machen zu können.
Auf der Fahrt nach Jena musste ich beim Blick aus dem Zugfenster jedoch feststellen, dass ich ein wichtiges Utensil vergessen hatte: Die Sonnenbrille lag noch zu Hause. Wäre ich wohl besser nochmal meine Checkliste durchgegangen…
On The Road
Die Reise startete bereits kurz nach 6 Uhr – frühes Aufstehen war also angesagt. Im Gegenzug sollte aber noch ausreichend Zeit für die Erkundung des kleinen Städtchens Jena zur Verfügung stehen.
Meine Fahrt verlief auch vollständig nach Plan nur Varyas Anfahrt aus München hatte einen ungewöhnlichen Start: Ihr Zug ist nämlich bereits 40 Minuten früher als geplant gefahren – ein Kuriosum, das ich so auch noch nicht erlebt habe.
Reise
Tag 1: Jena
Ankunft in Jena
Da ich auf Varya warten musste, habe ich zunächst einmal mein Gepäck im Hostel abgelegt und mich danach auf den Weg in die Innenstadt gemacht.
Nach und nach wurde das Wetter immer besser und so suchte ich mir eine Parkbank mit direkter Sonneneinstrahlung. Da ich die seltene, aber wertvolle Gabe besitze innerhalb kürzester Zeit und an wirklich jedem Ort einzudösen habe ich die Wartezeit genutzt um einen kleinen Citysleep einzulegen. Zwar mein erster in dieser Stadt, aber ich habe das schon an vielen Orten gemacht: Von Portugal bis Moskau habe ich schon in mindestens einem dutzend Städten ein Nickerchen eingelegt. Wenn man das für maximal 20 Minuten macht hat das einen unglaublich belebenden Effekt. Noch schöner wird es bei dem Gedanken, dass es die ersten Sonnenstrahlen seit längerer Zeit waren.
Mittagessen im Stilbruch
Irgendwann nahm Varyas unfreiwillig verlängerte Reise ein Ende und ich holte sie am Bahnhof ab. Da die Mittagszeit bereits längst überschritten war wollten wir zunächst einmal etwas essen. Auf Empfehlung von Matze – ein Freund der schon mehrere Jahre lang in Jena lebt – sind wir ins Stilbruch gegangen. Trotz Osterferien und einer von Studenten nahezu vollständig leeren Stadt waren fast alle Plätze belegt. In der Wagnergasse gelegen finden sich neben dem Stilbruch aber auch noch weitere studentisch geprägte Lokale. Wer nur schnell etwas auf die Hand will wird bei Fritz Mitte sicherlich glücklich – eine lange Schlange davor zeugte zumindest von großem Interesse. Für 12,40€ bestellte ich mir im Stilbruch eine Jenaer Pfanne und ein Radler. Das Essen kam schnell, war lecker und die Portion so groß, dass ich einen der seltenen Tage erlebte, an denen ich nicht alles schaffte.
Stadtrundgang durch Jena
Frisch gestärkt haben wir schnel im Hosten eingecheckt, Varya ihr Gepäck abgeladen und wir haben Matze getroffen. Wie schon mal angedeutet ist er ein alter Freund, der die Stadt bedeutend besser kennt, da er schon mehrere Jahre hier wohnt. Zunächst führte er uns in die Stadtmitte, die in Jena jedoch nicht sonderlich groß ist. Geprägt wird es vor allem vom JenTower, dem höchsten Bürogebäude der neuen Bundesländer. Der JenTower prägt die Innenstadt vorrangig aber durch seine Dimension, weniger durch seine Ästhetik. Mit anderen Worten: Er ist ziemlich hässlich.
Sehr viel schöner ist die Anlage des Botanische Garten, den man für 4 Euro Eintritt sehen kann. Dass zur Zeit unseres Besuchs nichts geblüht hat, hat mich dabei nicht so sehr gestört. Der Park ist ziemlich klein und im Grunde kann man alles in weniger Minuten erkunden. Mit seiner zentralen Lage wäre er eigentlich ideal, um den Einwohnern der Stadt eine stille Ruheoase für die kleine Pause zwischendurch zu bieten. Jedoch finde ich den Eintrittspreis deutlich zu hoch. Wer bei Reisen intensiv auf sein Budget achtet, kann diese Sehenswürdigkeit sicherlich übergehen: Ich fand den botanischen Garten zwar ganz schön, aber er bot nichts, was ich an anderer Stelle nicht auch schon gesehen hätte.
Als nächstes trieb es uns in Richtung Marktplatz und über die umliegenden Straßen.
Die Innenstadt Jenas ist in recht kurzer Zeit erkundet und Matze hat uns zu vielen der Gebäuden und Denkmäler Geschichten erzählen können.
Das nächste Ziel lautete Paradies: Dies ist nicht nur der Name eines der beiden Bahnhöfe in Jena, sondern auch Teil des Volkspark Oberaue, durch den wir einen Spaziergang machten. Dieser führte uns entlang der Saale außerhalb von Jena und wieder zurück.
Zu diesem Zeitpunkt hat Matze sich leider verabschieden müssen und wir stellten fest: Jena hat zwar ein paar schöne Ecken, aber ist nicht sonderlich reich an Sehenswürdigkeiten.
Wir hatten jedoch noch etwas auf der Liste, was etwas abseits gelegen ist und was wir sehen wollten: Den Napoleonstein findet man auf dem Windknollen nordwestlich von Jena. Auf dem Weg hierher muss man nicht nur einige Höhenmeter zurücklegen, sondern findet auch ein paar Orte mit einem tollen Panoramablick über die Stadt. Wer die Mühen eines Aufstiegs nicht scheut, kann sich also das Eintrittsgeld für den JenTower sparen und Jena von einer Anhöhe aus völlig kostenlos überblicken.
Der Napoleonstein ist von diesem Aussichtspunkt aus nochmal einige Höhenmeter entfernt. Zwar bietet er keine so gute Aussicht über die Stadt, dafür aber über die gesamte Landschaft, wo sich zeigt, dass Jena in alle Richtungen von Bergen eingekesselt ist.
Nach dem Aufstieg bekamen wir Appetit auf Nachos. Der El Sombrero ist ein Mexikaner in Jena für 13,70 Euro gab es ein Bier und jede Menge mexikanisches Fingerfood. Der Eingang liegt zwar etwas versteckt und wir mussten einen Augenblick lang suchen, aber die Snacks waren es wert. Mit dem Gefühl, in Jena alle Spots besucht zu haben sind wir zurück ins Hostel gegangen.
Tag 2: Weimar, Gedenkstätte Buchenwald und Erfurt bei Nacht
Ankunft in Weimar
Das Frühstück hatten wir direkt im Hostel noch in Jena. Weimar war von uns nur als Tagesausflug geplant und wir hatten keine Unterkunft gebucht. So haben wir uns ein Thüringen-Ticket für 31 Euro gekauft, mit dem wir am Abend gleich weiter nach Erfurt fahren konnten.
Der Empfang in Weimar war nach gerade einmal 15 Minuten Fahrt eher trüb und trotz Nieselregens fand ich die Stadt von Beginn an wunderschön. Selbst die Bahnhofsgegend – normalerweise der Schandfleck jeder Stadt – wirkt einladend und macht Lust auf mehr.
Wir haben uns auf die Socken gemacht und sind bis zum bekannten Denkmal von Goethe und Schiller gekommen, als wir schon wieder umdrehen mussten:
Gedenkstätte Buchenwald
Nur alle zwei Stunden verkehrte ein Bus nach Buchenwald, das man nach 15 Minuten Fahrt vom Bahnhof aus erreichen kann. Ich möchte über die Gedenkstätte Buchenwald gar nicht viele Worte verlieren und nur so viel sagen: Ich halte es für fundamental, dass diese Erinnerungsstätten am Leben erhalten werden und auch wenn ein Besuch kein Vergnügungsausflug ist, so halte ich es für wichtig, dass jeder einen solchen Ort einmal aufsucht. Da der Eintritt frei ist, kann man jederzeit kommen. Ich empfehle jedoch, dass man nicht zu spät geht. Als wir gegen 11 Uhr angekommen sind waren bedeutend weniger Menschen vor Ort als gegen 15 Uhr, wenn wir das Gelände wieder verlassen haben. Selbst diese vier Stunden haben nicht gereicht, um alle Orte in Gänze zu erkunden.
Erkundung von Weimar
Nach der ersten, bedrückenden Hälfte des Tages kehrten wir zurück nach Weimar. Mittlerweile wurde sowohl der Regen als auch unser Hunger stärker. Gerade die Kombination aus Hunger und Regen ließ uns ungeduldig werden und die erstbeste Möglichkeit aufsuchen, die wir finden konnten. Das Shakespeares sollte sich dabei als schlechte Wahl herausstellen: Für 7,90 Euro gab es ein Getränk und einen kleinen Kleks Soljanka. Der Preis war zwar nicht hoch gegriffen und der Geschmack war ok, aber die Portionsgröße war selbst angesichts des niedrigen Preises sehr klein und die Suppe bestand nahezu ausschließlich aus Brühe. Das Aufbackbrötchen als Beilage unterstrich diesen Eindruck zusätzlich. Definitiv keine Empfehlung!
Als Ausgleich und gegen den Hunger gab es auf dem Marktplatz kurz darauf eine thüringer Rostbratwurst für 2,50 Euro. Die stand sowieso auf der To Do-Liste für diesen Trip.
Empfehlenswert war im Gegensatz zum Mittagessen die Weimarer Kaffeerösterei.
Für 2,90 Euro erhält man einen Kaffee der Hausmischung mit einer kleinen Praline und ausgesprochen netten Service der Damen, die hier arbeiten. Bei der Platzsuche hatten wir Glück, da ein Pärchen sich genau dann verabschiedet hat, als wir ins Café kamen. Viele weitere Personen mussten nach uns wieder von dannen ziehen, da es nur sehr wenige Plätze in der Weimarer Kaffeerösterei gibt.
Der Himmel klärte zu diesem Zeitpunkt langsam auf und vor den letzten Tropfen flohen wir in die St. Peter und Paul-Kirche. In dieser soll wohl der Altar besonders sehenswert sein, war – sicherlich wegen Karfreitag – jedoch zugeklappt.
Nachdem der Regen endgültig vorbei war haben wir uns Weimar abseits der Innenstadt erkundet. Zunächst kamen wir vorbei am Landesarchiv Thüringen, sahen das Stadtschloss und gingen weiter zum Ilmpark.
Wegen des Wetters waren nicht viele Menschen im Ilmpark, aber die vielen kleinen Wege und Ebenen laden gerade dazu ein, hier zu verweilen. Wir haben uns so ein ganzes Stück aus der Stadt treiben lassen und konnten feststellen, dass Weimar auch fern ab des Zentrums sehenswert ist. Da es mittlerweile schon später Nachmittag war sind wir an der nächsten Haltestelle in den Bus eingestiegen und zurück ins Zentrum zum Goetheplatz gefahren. Nachdem wir nochmal das literarische Flair Weimars aufgesogen haben, machten wir uns auf zum Bahnhof.
Ankunft in Erfurt
Mit dem Zug waren wir in weiteren 15 Minuten in Erfurt.
Dort sind wir dann zunächst einmal für die Schlüsselübergabe zu unserer Airbnb-Wohnung gefahren. Sowohl für Varya als auch mich war es das erste mal, auf diese Weise unterzukommen. Anfangs fühlte es sich ein wenig komisch an: Es ist irgendwie, als wäre man das erste mal bei Freunden, die gerade nochmal was einkaufen gehen, aber sie kommen nie vom Einkaufen zurück. Es fühlt sich deutlich anders an, als ganz anonym und unpersönlich in einem Hotel zu schlafen. Die erste Empfindung sollte an den beiden folgenden Tagen aber einem Gefühl der Gewöhnung weichen.
Abendessen bei Ibras
In Erfurt haben wir dann noch einen Abendspaziergang eingelegt und sind auf dem Weg der Empfehlung meines Freundes Flo gefolgt, in einem sudanesischen Imbiss Essen zu gehen. Bei Ibras hatte ich für 9 Euro einen bis auf die letzte Lücke gefüllten Chicken-Teller plus ein Getränk. Mit dem Fladenbrot, das im Preis inbegriffen war habe ich auch den letzten Tropfen der Erdnusssauce aufgesaugt. Das war irrsinnig lecker und hat den Reinfall von Weimar zum Mittagessen mehr als wett gemacht. Hier kann ich definitiv eine Empfehlung aussprechen!
Abendspaziergang durch Erfurt
Nach der großen Portion war noch ein kleiner Spaziergang durchs nächtliche Erfurt nötig. Ein kleines Gässchen machte mich am Ende etwas stutzig: Als ich mich umdrehte sah ich deutlich, den kleinen Hügel zur Mitte hin. Ohne es so richtig zu merken sind wir über eine der Hauptattraktionen Erfurts gelaufen: Die Krämerbrücke ist zwar eine Brücke, aber also solche kaum zu erkennen: Rechts und links sind dicht an dicht lauter kleine Häuschen mit Geschäften, die zunächst wie ein ganz normales Altstadtgässchen wirkt.

Theatrum Mundi: Wenn man lange genug wartet, bis jemand eine Münze einwirft kommt man in den Genuss einer kostenlosen Vorstellung
Während des Rundgangs durch Erfurt sind uns auch schon einige Figuren vom Kinderkanal aufgefallen. An insgesamt 10 verschiedenen Orten in der Stadt finden sich diese und sind vor allem tagsüber nahezu durchgängig von Menschen für Fotosessions belagert.
Tag 3: Erfurt inkl. Stadtrundfahrt
Frühstück bei Bäckerei FrischBack
Das anfänglich einenartige Gefühl in der Airbnb-Wohnung stellte sich langsam ein. Nach nur einer Nacht fühlten wir uns sogar schon irgendwie ein wenig heimisch, auch wenn wir eigentlich so gut wie keine Wachzeit hier verbrachten. Schließlich sind wir abends schnellstmöglich ins Bett verschwunden und morgens ebenso fix wieder zur Tür raus. Leider sahen wir uns dann gleich mal mit einer großer Herausforderung konfrontiert: Am Ostersonntag ein Café zu finden, das geöffnet ist glich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Cafés gibt es in Erfurt mehr als genug, aber es schien, als seien alle geschlossen. Halb verhungert zauberte uns die Bäckerei FrischBack ein Lächeln ins Gesicht: Nicht nur war es geöffnet. Es gab auch ein großes, leckeres Frühstück inkl Kaffee für 6,99€. So konnte der Tag endlich richtig beginnen, zumal es zeitlich begann brenzlich zu werden.
Stadtrundfahrt mit der Straßenbahn durch Erfurt
Wir hatten bereits von zu Hause Tickets für eine Sonderfahrt mit der Straßenbahn durch ganz Erfurt für 14 Euro gekauft. Einen Preisvorteil konnten wir damit zwar nicht erzielen, da der Preis vor Ort identisch ist, aber wir waren auf der sicheren Seite mitfahren zu können. Das galt an diesem Tag nicht für jeden, der einsteigen wollte. Wenn es auch keinen Preisvorteil während der Fahrt gab, hätte es einen für die Funzelführung durch die Horchgänge der Zitadelle Petersberg gegeben: Leider blieb uns dafür keine Zeit, aber grundsätzlich zahlt man dann nur 5 Euro an Stelle von 9 Euro.
Setzt euch in der Straßenbahn auf die rechten Einzelplätze. So kann jeder aus dem Fenster schauen. Außerdem wird bei der Hin- und Rückfahrt jeweils immer die rechte Seite beschrieben.
Die Fahrt ging einmal in jede Himmelsrichtung Erfurts und bot für uns das perfekte Timing: Während der Fahrt setzte nämlich ein kurzer Schauer ein. Nach knappen 2 Stunden ging es dann noch zu Fuß zur Krämerbrücke. Dieses touristische Highlight kann nämlich von keiner Tramlinie aus gesehen werden, gehört aber selbstverständlich zu einer anständigen Tour durch Erfurt. Dabei wurden wir auch darauf aufmerksam gemacht, dass man eines der Häuser auf der Krämerbrücke, nämlich das das Haus der Stiftungen kostenlos besuchen kann und somit auch einen Einblick von innen erhält.
Kaffee am Dom
Da der kurze Spaziergang nach dem langen Sitzen uns nicht ausgereicht hatte um wieder so richtig wach zu werden, haben wir uns in Richtung Dom aufgemacht, um einen Kaffee zu trinken.
Fündig wurden wir im Café am Dom, das in bester Lage direkt an den Treppen zum Dom liegt. Trotz prädestinierter Lage handelt es sich um ein kleines Kaffee mit nur wenigen Plätzen und sehr persönlichem Service einer Bedienung, die dieses Café zusammen mit ihrer Schwester als Familienbetrieb führt. Da wir uns bei der reichhaltigen Auswahl selbstgemachter Kuchen nicht so recht entscheiden konnten, bekamen wir den Vorschlag, dass wir gerne auch einen Teller mit kleinen Häppchen aller Kuchen haben können. Zusammen mit einem Kaffee gibt es den Kuchenteller mit 5 Stück Kuchen für nur 5,10 Euro im Café am Dom. Gratis gibt es dazu noch allerlei Reisetipps, was man in Erfurt noch alles sehen kann. Das Café am Dom ist eine absolute Empfehlung, an der vermutlich sehr viele Touristen vorbei gehen, ohne ihm die verdiente Beachtung zu schenken. Mein Highlight, das mich auch ins Café gelockt hat übrigens war der Marzipankuchen.
Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
Nach dieser Stärkung waren wir bereit für die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, wo man sonntags um 14 Uhr zum regulären Eintrittspreis von 2 Euro auch noch eine Führung erhält. Bis zur Wende war in diesem Gebäude eine Untersuchungshaftanstalt. Heute wird das Gebäude genutzt, um auf mehreren Stockwerken in Dauerausstellungen drei Aspekte der DDR darzustellen:
Die engagierte und aufschlussreiche Führung startete im dritten Stockwerk, das bis heute im Originalzustand belassen wurde. Hier finden sich nach wie vor die Zellen der Inhaftierten. Eine hiervor ist ganz besonders eindrücklich: Die Isolationshaftzelle ist schallgedämmt und die bedrückende Stimmung nimmt mit jedem Schritt zu, den man in diese Zelle macht.
Nach dem düsteren Kapitel wird im zweiten Stockwerk eine eher unterhaltsame Seite, aber zum Teil auch ernste der Zeit in der DDR gezeigt. Verschiedene Aspekte des Alltags wie die Abhängigkeit zur Sowjetunion, die Mangelwirtschaft und der daraus resultierende Einfallsreichtum, Kunst, Kultur und Zensur, Jugend und persönliche Erinnerungen, aber auch der Aufstand am 17. Juni 1953, Fluchtversuche sowie der Einfluss der SED auf das Leben aller werden anhand plastischer Beispiele greifbar. Das Museum versucht dabei den Besucher nicht nur mit bloßen Informationen zu schlauchen, sondern schafft einen guten Mittelweg aus interaktiven Mitmachelementen und didaktisch wertvollen Komponenten. Internationale Gäste geraten dabei aber ins Hintertreffen, da alle Beschreibungen ausschließlich auf Deutsch verfasst sind.
Im ersten Stockwerk werden schließlich die einzelnen Schritte gezeigt, die zur Wiedervereinigung geführt haben.
Im Untergeschoss gibt es noch wechselnde Sonderausstellungen, die zum Zeitpunkt unseres Besuchs fotografische Belege des Alltagslebens in der DDR dokumentierten bzw. einen Teil der Geschichte erzählen, den Erfurt während der Zeit des Nationalsozialismus ausmachten.
Wir beiden fanden den Besuch der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt interessant und lehrreich, was sich auch daran ableiten lässt, dass wir erst nach drei Stunden gegangen sind. Nachdem wir durch die Führung erste spannende Einblicke erhielten, wollten wir uns auch noch selbstständig mit dem Gebotenen auseinandersetzen.
Anger
Da wir uns nun längere Zeit kaum bewegt haben, machen wir einen weiteren Spaziergang durch die Stadt, kehrten vorbei am Fischplatz zurück zur Krämerbrücke und liefen zum Anger, einem der Hauptplätze der Stadt, an der alle Straßenbahnlinien zusammenführen.
Abendessen
Um den Spaziergang noch weiter auszudehnen sind wir dann zur Villa Haage gelaufen, einem Restaurant etwas außerhalb der Stadt. Varyas gute Freundin Sabrina schenkte ihr zum Geburtstag einen Gutschein für ein romantisches Abendessen, das wir genau hier eingelöst haben. Entgegen allen anderen Erfahrungen, die wir bislang mit Jochen Schweizer-organisierten Erlebnissen hatten lief an diesem Abend alles absolut reibungslos und wie gewünscht. Zurückzuführen ist das wohl darauf, dass Jochen Schweizer nur als Vermittler und nicht als Eventorganisator aufgetreten ist.
Tag 4: Erfurt
An diesem Tag stand zwar unsere Abreise auf dem Plan, allerdings erst am Abend. Wir hatten also noch einige Stunden, die wir Erfurt erkunden konnten. Um dies ohne Einschränkungen zu tun haben wir ein einstündig-gültiges Cityticket für 2 Euro gekauft und am Bahnhof unser Gepäck in ein Schließfach für 2,50€ eingeschlossen.
Vom Erfurter Bahnhof sind wir dann zum Café Puschkin gefahren. Die Bewertungen haben sich ganz gut gelesen, der Name weckte Interesse und durch seine etwas abseits gelegene Lage hatten wir auch erwartet, dass die Preise nicht so hoch sind. Frühstück mit Kaffee gab es im Café Puschkin für 10 Euro. Der Preis war also schon einmal nicht niedrig angesetzt. Konnte der Ort dennoch positiv überzeugen? Nein. Der Kaffee kam zwar zügig, aber obwohl wir die einzigen Gäste waren, hatten die zahlreichen Angestellten anderes zu tun, als uns das Essen zu bringen. Die Wartezeit wurde nur dadurch noch quälend länger, da dasselbe Lied in Dauerschleife lief. Geschmeckt hat es ganz gut, aber für den Preis sind Aufbackbrötchen wahrlich nicht angemessen. Nach dem Mittagessen in Weimar also schon der zweite Reinfall unseres Trips.
Zu Fuß machten wir uns nach dem Essen auf in Richtung des Erinnerungsorts Topf & Söhne. Der Eintritt hier ist frei.
Bevor wir den Trip organisiert haben, hat uns dieser Ort zugegebenermaßen nichts gesagt und da wir die einzigen Menschen in diesem Museum waren, sind wir damit wahrscheinlich auch nicht alleine. Gezeigt werden an diesem Ort Stücke, die die Geschichte des gleichnamigen Unternehmens und seiner Rolle vor und während des Holocausts widerspiegeln. Man startet den Gang durch die Ausstellung und erfährt die Beginne des Baus von Krematorien und steigt immer tiefer in die Geschichte des Grauens, zu dessen Ausmaßen Topf & Söhne maßgebleich beigetragen hat, indem sie einen Teil der technischen Ausstattung für die Vernichtungslager der Nazis lieferten. Es ist erschreckend, mit welcher Neutralität die massenhafte Vernichtung menschlichen Lebens in den Dokumenten umschrieben wird und wie viel Wert auf Effizienz dabei gelegt wurde.
So ist es einerseits sicherlich schade, dass nicht mehr Menschen diesen Ort besuchen, gibt jedem einzelnen aber die Möglichkeit, sich intensiv mit den aufgearbeiteten Exponaten – vorrangig Schriftstücke mit Erläuterungen – auseinanderzusetzen.
Erkundung von Erfurt
Nach diesem schweren Thema wollten wir endlich die Sonne genießen, sich zum Ende unseres Trips noch einmal zeigen wollte. Wie könnte man dies besser tun als mit einem Eis. Empfohlen wurde uns hier besonders der Eiskrämer auf der Krämerbrücke. Die hohen Preise von 1,30 bis 2 Euro pro Kugel und zusätzlichen 0,70 Euro für eine selbstgemachte Waffel beim Eiskrämer wirkten zunächst abschreckend, aber die sehr lange Schlange überzeugte uns es doch zu versuchen.
Das Eis war nicht schlecht, aber meiner Meinung nach rechtfertigen weder Geschmack noch Portionsgröße den Preis. Dieser ergibt sich vor allem aus der hervorragenden Lage und den Touristenströmen. Ich denke, man kann in Kauf nehmen, ein paar Meter weiter zu laufen und an anderer Stelle eine größere Kugel Eis zum halben Preis zu erstehen.
Für den Weg dorthin bietet sich übrigens ein Eierlikör to go an: Genau gegenüber vom Eiskrämer findet sich die Fundgrube und den Eierlikor to go im Becher gibt es für 1,50 Euro.
Am späten Nachmittag sind wir dann noch auf die Zitadelle Petersberg, von der aus man eine hervorragende Sicht auf die Stadt hat und die dazu einlädt, herumzuspazieren.
Danach haben wir meinen alten Freund Flo getroffen, der uns zu ein paar bereits bekannten wie auch neuen Orten in der Erfurter Innenstadt führte, darunter etwa auch die Alte Synagoge, für deren Besuch leider keine Zeit mehr geblieben ist.
Bevor es wieder auf die Heimreise ging, hatte ich bei Cognito noch ein Panini für 7,95 Euro gegessen.
Gesättigt mussten wir uns dann leider auch schon auf dem Weg zum Bahnhof machen. Die Rückfahrt lief ohne Komplikationen und entgegen der Empfehlung der Bahn, Sitzplätze reservieren, da die Züge wegen des Osterverkehrs voll werden können, war es kein Problem, einen Sitzplatz zu bekommen. Als Erinnerung bleibt, dass wir es mit der zeitlichen Aufteilung recht gut getroffen haben: Ein halber Tag hat gereicht, um Jena zu erkunden. Ein einzelner Tag in Weimar hätte sicherlich auch gereicht, aber es blieb uns leider nicht ausreichend Zeit, um die Gedenkstätte Buchenwald in Gänze zu erkunden. Dass wir uns in Summe zwei Tage Zeit nahmen um Erfurt zu erkunden war auch goldrichtig – als größte aller Städte des Trips hat Erfurt einfach am meisten zu bieten gehabt.
Abrechnung
Bei einer Reise zu zweit sind für mich alleine die folgenden Kosten entstanden, bei denen keine Trinkgelder einkalkuliert wurden und Gemeinschaftskosten wie etwa die Unterkünfte jeweils geteilt wurden. Am Tag kostete der viertägige Trip somit also etwa 60 Euro inkl. allem. Die Bahnfahrten machen daran aber einen sehr großen Anteil aus. Zu einem anderen Zeitpunkt als Ostern wären An- und Abreise sicherlich günstiger gewesen.
Bahnfahrt von Ulm nach Jena | 35,90€ |
Unterkunft in Jena inkl. Frühstück | |
Mittagessen im Stilbruch | 12,40€ |
Eintritt für botanischen Garten | 4,00€ |
Abendessen im El Sombrero | 13,70€ |
Thüringen-Ticket | 15,50€ |
Eintritt für Erinnerungsstätte Buchenwald | 0,00€ |
Mittagessen im Shakespeares | 7,90€ |
Thüringer Rostbratwurst auf Weimarer Marktplatz | 2,50€ |
Kaffee bei Weimarer Kaffeerösterei | 2,90€ |
Unterkunft in Erfurt | |
Abendessen bei Ibras | 9,00€ |
Stadtrundfahrt mit Straßenbahn | 14,00€ |
Eintritt für Haus der Stiftungen | 0,00€ |
Kaffee und Kuchen bei Café am Dom | 5,10€ |
Führung durch Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße | 2,00€ |
Cityticket | 2,00€ |
Schließfach | 1,25€ |
Frühstück im Café Puschkin | 10,00€ |
Eintritt zum Erinnerungsort Topf & Söhne | 0,00€ |
Eis bei Eiskrämer | 2,00€ |
Eierlikör to go bei der Fundgrube | 1,50€ |
Abendessen bei Cognito | 7,95€ |
Bahnfahrt von Erfurt nach Ulm | 54,20€ |
∑ |
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