Küss mich im Schloss in Bruchsal und Rastatt
Letzten Samstag waren wir auf einem Geburtstag in Stuttgart eingeladen und die Gastgeberin hat – besser gesagt ihre Eltern vor 33 Jahren haben – gutes Timing bewiesen: Der Geburtstag fiel exakt in die Woche des Valentinstages. Das heißt, dass man mit einem Kuss in zahlreichen Schlössern Baden-Württembergs freien Eintritt erhielt. Für uns war sofort klar, dass wir einen Besuch bei ihr mit einem Tagestrip verbinden. Die Aktion unter dem Namen Küss mich im Schloss lief letztes Jahr bereits und auch da haben wir es genutzt: Nachdem wir 2017 bereits die kostenlosen Führungen durch das Residenzschloss Ludwigsburg sowie Schloss Solitude in Stuttgart genießen durften, haben wir nun andere Ziele angesteuert: Bruchsal und Rastatt.
Planung
Ein Besuch der Schlösser Rastatt und Bruchsal standen also auf dem Plan des Tages. Um den Tag in Gänze zu nutzen haben wir das Haus bereits um 7:30 Uhr verlassen und saßen kurze Zeit später im IRE Richtung Stuttgart. Mit den vielen Ortswechseln hat sich für die Fahrt selbstverständlich ein Baden-Württemberg-Ticket angeboten, da sich die Küss mich im Schloss-Aktion auf Baden-Württemberg beschränkt. Dank zweier Gutscheine aus der aktuellen Duplo-Aktion ist das Baden-Württemberg-Ticket für zwei Personen derzeit für unschlagbare 10 Euro zu erwerben.
Hit The Road
Die Anreise stand bereits unter keinem guten Stern: Die erste halbe Stunde mussten darauf warten, dass irgendjemand eine Lokomotive aufspürt. Diese Verspätung wurde auch im weiteren Verlauf nicht mehr eingeholt und so haben wir kurzer Hand den Plan umgeschmissen: Nach Rastatt wären wir nur mit einigen Umstiegen gekommen und so haben wir in Stuttgart zunächst unsere Rucksäcke für 3 Euro eingeschlossen, um danach weiter nach Bruchsal zu fahren.
Reise
Bruchsal
Ich denke, ich tue Bruchsal unrecht, wenn ich meinen ersten Eindruck in Worte fasse. Wir wurden von Schneeregen und Kälte empfangen und entsprechend negativ war unsere Stimmung zunächst gepaart mit der Verspätung.
Schloss Bruchsal
An der Kasse im Schloss Bruchsal sollte sich das Blatt jedoch schnell wenden. Auf der Landingpage war nichts zu lesen von einer Führung, aber für gerade einmal 2 Euro Aufpreis zum freien Eintritt wurde diese nur 5 Minuten nach unserer Ankunft angeboten. Da mussten wir selbstverständlich nicht lange überlegen, auf dieses Angebot einzusteigen.
Die Führerin leitete uns in einer Mischung aus militärischer Strenge und liebevoller Detailversessenheit durchs Schloss. Wir erfuhren Details des Schlosses, wie etwa die Besonderheiten der Grotte, von der ich eigentlich dachte, dass es so etwas nur in der Playboy Mansion gibt. Auch wartet das Schloss Bruchsal mit allerlei optischen Finessen auf: Malereien, die aus dem richtigen Abstand plastisch wirken, eine Kuppel die nur wie eine aussieht aber keine ist oder ein Fresko der Gottheit Fortuna, deren Blickrichtung vom eigenen Standpunkt abhängt. In Worte gefasst wirkt dies womöglich wenig beeindruckend, Bilder können es nicht einfangen und somit bleibt nur eine Möglichkeit: Selbst ansehen! Gleiches gilt auch für die Prunktreppe. Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei nicht etwa nur um ein paar Steine mit dem Zweck, einige Höhenmeter zu überwinden, sondern es steckt einiges mehr dahinter.
Neben dem Schloss erhält man mit seinem Ticket auch Zugang zum städtischen Museum von Bruchsal. Zugegeben: Die archäologische Ausstellung hat mich nicht so sehr angesprochen, der Teil über die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt hingegen schon.
Bevor wir gingen, haben wir noch eine Runde durchs Deutsches Musikautomaten-Museum gedreht, das ebenfalls im Ticket integriert war. Zugegebenermaßen interessiert mich das Thema zwar nicht, aber ich muss anerkennend zugeben, dass es wirklich nett aufgemacht ist und die eigentlich eher für Kinder gedachten Mitmachstationen habe ich alle ausprobiert. Auch wenn ich das sicherlich nie bewusst gewollt habe: Ich weiß nun, wie eine Drehorgel funktioniert.
Mittagessen
Mit der Verspätung im Rücken hatten wir inzwischen großen Hunger. Wenige Meter vom Schloss entfernt sind wir im Eulenspiegel eingekehrt, um uns Chili con carne bzw. Tomatensuppe und Pfannkuchen zu gönnen. Der Service war eher reserviert, die Portionen dafür jedoch groß und günstig. Für etwa 20 Euro haben wir uns beide den Bauch vollgeschlagen.
Bruchsal haben wir darauf keine weitere Aufmerksamkeit gewidment und uns danach direkt Richtung Bahnhof aufgemacht.
Rastatt
In etwa eine Stunde später und ohne Umstiege sind wir in Rastatt angekommen. Die Temperaturen ließen weiterhin zu wünschen übrig, aber immerhin kam kein Schneeregen mehr vom Himmel
Residenzschloss Rastatt
Eigentlich hatten wir ja geplant, wie schon im Vorjahr, zwei Schlösser zu besichtigen, aber als wir wegen der Verspätung am Morgen unsere ursprünglichen Pläne umgeschmissen hatten, haben wir einen entscheidenden Faktor vergessen: Die letzte Führung startet um 15 Uhr, wir waren eine Stunde zu spät und im Gegensatz zum Schloss Bruchsal kann man das Residenzschloss Rastatt nicht auf eigene Faust erkunden. So blieb uns leider nichts anderes übrig, als das Schloss ausschließlich von außen zu bestaunen. Da machte es einen imposanten Eindruck und weckte die Neugier auf mehr, aber es hat nicht sollen sein.
Stadtrundgang durch Rastatt
Wir haben dann einen Spaziergang durchs menschenleere Rastatt gemacht und uns in der St.-Alexander-Kirche etwas aufgewärmt, denn Shopping war an einem Samstag nach 16 Uhr in Rastatt definitiv keine Alternative für Varya – alle Läden hatten bereits geschlossen.
Die Stadt erschien zwar weit weniger trist als noch Bruchsal kurz zuvor und dennoch drückte das Wetter ziemlich auf die Stimmung. Ich denke, Rastatt kann einem bei Sonnenschein bedeutend mehr bieten und lädt dazu ein, ein paar Eindrücke mehr zu gewinnen.
Aufgehellt wurde diese dann mit einer Zeitreise in die authentischen 80er Jahre in der Eisbar Fruchthalle und einem überragenden Kinder Bueno-Eis. Nie schmeckte eine Kugel besser als zusammen mit einem Kaffee bei Minusgraden, Schneesturm und der Musik von Cliff Richard und Gianna Nanini und das alles für ca. 10 Euro. Da lasse ich den Besitzern sogar ein Photoshop-Disaster auf der Vorderseite der Eiskarte durchgehen, das sich später an anderer Stelle an der Stadt auch noch aufklären ließ. Neugierig? Vielleicht veröffentliche die Bilder davon ja mal…
Trotz einiger Fehlschläge, Fehlplanungen und schlechten Wetters waren wir am Ende glücklich über einen schönen Tag. Insbesondere trifft es auf mich zu, denn ich hatte nun die erste Gelegenheit, brandaktuell einen ersten Reisebericht für den Blog zu verfassen. Wie es sich für einen Wochenendnomaden gehört, schreibe ich die letzten Zeilen hiervon gerade am einem Freitagabend im Zug auf dem Weg nach München.
Abrechnung
Am Ende des Tages sind für unseren Trip für zwei Personen folgende Kosten entstanden:
Baden-Württemberg-Ticket | |
Schließfach | 3,00€ |
Führung Schloss Bruchsal | |
Mittagessen | 20,00€ |
Führung Residenzschloss Rastatt | |
Kaffee und Eis | 10,00€ |
∑ |
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